Durch(b)rennen

Chaos im Kopf

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Passend zu meiner (immer wieder!) aktuellen Situation hat Anja zur Blogparade: 1000 Ideen – Fluch oder Segen? aufgerufen und ich behellige euch heute mit meinen Gedanken dazu 😉

Ich nenne es „Chaos im Kopf“, denn ich habe sofort das Bild meines Kopfes vor mir, wie alle Ideen und Impulse in ihm wild durcheinander rennen und fliegen, wie alle Reize quer durcheinander schießen, und wie irgendwann Rauch aufsteigt vor völliger Überreizung und Überlastung, weil die Sicherungen durchbrennen.

Mehr Fluch als Segen

Also bei aller Kreativität und allem Schöpfertum, die ich beide liebe, empfinde ich es oft mehr als Fluch, dass mein Hirn mit so vielen Ideen auf Hochtouren arbeitet. Nicht umsonst sagen wir „dumm ist glücklich“. Und ganz ehrlich: Ich wünsche mir sehr oft, ich wäre einfach nur so richtig schön blöd. Denn ohne all mein Wissen würde ich mir sooooo viele Fragen nicht stellen, sooooo viele Dinge nicht überlegen, soooo vieles gar nicht erst wahrnehmen. (Und mich jetzt gerade auch nicht fragen, ob ich überall gleich viele „o“ verwendet habe und warum die Anführungszeichen hier anders sind als vorher *haha* So viel dazu 😉Ich lasse es jetzt so!).

Stattdessen würde ich jeden Morgen einfach aufstehen, weil der Wecker klingelt und das ein Signal ist, auf das ich reagiere. Ich würde meine Kinder in den Kindergarten und in die Schule bringen, weil „man das eben so macht“. Dann würde ich auf Arbeit gehen und dort einem „Dienst nach Vorschrift“ folgen, weil ich weder Ahnung noch Ambition habe. Vielleicht würde ich aber auch einfach nach Hause gehen, den TV anmachen, mir eine Tüte Chips öffnen und TV schauen bis ich die Kinder abhole. Danach würde ich mit ihnen gemeinsam TV schauen, eine Pizza bestellen, mich über das Wetter aufregen, das mir für die nächsten Tage vorausgesagt wird, weil ich das am Morgen ja nicht selbst sehe, und ich würde mich echauffieren über die Politiker, die ihre eigene Meinung haben. Und ich würde ganz viel Angst haben vor Krieg und Gewalt, weil ja scheinbar nichts anderes passiert auf dieser Welt. Zwischendurch würde ich meine Kinder anschreien, weil sie versuchen, meine Aufmerksamkeit zu erlangen, weil sie etwas mit mir spielen wollen oder Hilfe bei den Schulaufgaben brauchen. Am Abend würde ich mir auf der Couch ein oder zwei Bier gönnen und dann vor dem TV einpennen. Geil!

Das war jetzt sehr plakativ und provokativ, ich weiß.
Und es wäre am Ende eben auch einfach nicht ICH.
ABER:

An welcher Stelle wäre ich in so einem Leben überfordert, überrollt von meinem Hirn, von den 1000 Ideen, die ich in meinem realen Leben sehe und habe, wenn ich mein Kind in die Schule bringe und das Fertigessen in den Conveniencebeuteln kritisch betrachte und mir vorstelle, wie ich das Esserlebnis der Kinder positiv gestalten würde, oder wie ich meinem eigenen Kind diese Mahlzeit erspare und stattdessen Vollkornbrote schmiere, Nüsse, frisches Obst und Gemüse in die Brotdose lege? Wenn ich im Kindergarten die selbstgebauten Klettergerüste sehe und mir überlege, wo in unserem Garten welches Klettergerüst oder Baumhaus noch hin könnte, und wie cool es für die Kinder wäre, wenn sie einmal im Baumhaus schlafen könnten. Oder wenn ich einen Raum betrete, der trist wirkt und ich mir ausmale, wie ich ihn mit ein paar frischen Blumen, schönen Dekorationselementen, Kerzen etc. zu einem Raum gestalten könnte, in den man eintritt und denkt „Wow!“ Oder wenn ich über meine Bücher nachdenke, die ich begonnen habe, zu schreiben und mir tausend Themen einfallen, die ich noch mit aufnehmen möchte. Oder wenn ich merke, wie ich in meiner Wohnung einen bestimmten Raum überhaupt nicht nutze, weil ich mich dort irgendwie nicht kuschelig wohlfühle und in mir die Ideen und Gedanken sprudeln, wie ich ihn umgestalten kann, oder ob ich die gesamte Wohnung umräume, alles neu arrangiere, die Zimmer anders verteile, Hochbetten baue, Möbel entferne, mich von Zeug trenne, wieder einmal ausmiste, neu streiche etc. Oder wenn ich im Garten stehe und mir vorstelle, wo ich überall Blumen hinpflanzen und hinstellen will, wo Bohnen ranken, Rosen klettern, die Kinder spielen, und eine Feenwelt entstehen soll. Oder wenn ich an (m)eine Terrasse in der Sonne denke, auf der ich sitze und schreibe, zwischendurch Yoga mache, und wie es um mich herum duftet und farbenfroh aussieht, was ich in die Bäume hängen könnte – Gläschen, die ich bemale, befülle, gestalte. Oder wenn ich alte Kleidungsstücke, Stoffe sehe, die nicht mehr passen, ein Loch haben und in mir die Vorstellungen explodieren, wie ich neue Kleidungsstücke, Taschen, Stulpen, Sitzbezüge oder sonstwas daraus nähe. Oder wenn ich mir überlege, was es heute zum Abendbrot geben soll und mir tolle Aufläufe, verrückte Salate etc. einfallen, wir am Ende die Kartoffeln einfach mal mit den Plätzchenformen ausstechen und daraus sozusagen „Pommes“ machen und mir gleich noch ein paar neue Ideen dabei kommen, womit wir das noch machen könnten. Oder wenn eine gekaufte Duftkerze heruntergebrannt ist und ich mindestens zehn Ideen habe, was ich aus dem Glas alles machen kann. Oder wenn ich ein schönes Foto mache und mich daran erinnere, dass ich Postkarten kreieren wollte mit schlauen Sprüchen. Oder ja, reden wir gar nicht erst davon, wenn ich einkaufen gehe und an Deko- oder Schreibwaren vorbeikomme… Da könnte ich mich auf den Boden schmeißen, weil ich so voller Lust zum Kreieren bin und so viele schöne Dinge sehe, die ich gern selbst machen möchte und wofür ich weder die Zeit noch die Möglichkeiten sehe.

Und wenn ich mich dann nach zwei Stunden dieser Reize, Ideen und Vorstellungen hinsetze und etwas davon machen möchte, dann sinke ich auf meinem Stuhl zusammen, seufze, weiß nicht, wo ich anfangen soll und werde traurig. Weil es zu viel ist, zu schön ist, ich zu euphorisch war. Weil mein Leben viel zu kurz ist, um ALL das jemals zu kreieren. Weil ich für das eine das brauche und für das andere das. Weil ich weder das habe noch das. Weil ich jetzt einkaufen gehen müsste oder den Lieferdienst beanspruchen. Weil das aber wieder ein paar Tage oder Stunden dauert. Weil DANN aber bereits die Abholzeit für mein(e) Kind(er) ist und weil ich mich DANN auf mein Kind konzentrieren, mit ihm eine schöne Zeit verbringen möchte. Weil ich DANN mit ihr einfach male, rede, Hausaufgaben mache, spiele. An guten Tagen schaffe ich es, all meine Ideen in meinem Kopf liebevoll beiseite zu legen. An nicht so guten Tagen rumoren sie in meinem Kopf und die Konzentration auf das SEIN mit meinen Kindern fällt mir schwer. Dann fühle ich mich getrieben, unruhig, genervt, weil ich doch SOOOO viele eigene Ideen habe, die ich umsetzen will und die mich hippelig machen. Und dann kommen sie mit noch weiteren Ideen und was für sie jetzt gerade wichtig ist. AAAAAAHHHHH, ich möchte wegrennen. Wegrennen und GAR NICHTS davon machen, sehen, hören.
Ich möchte am Strand liegen, ein Buch lesen, den Wellen lauschen, den Sand spüren und in der Sonne einschlafen. Ich möchte genießen. Oder ich möchte aufhören zu existieren, mit diesem ratternden, übersprudelnden Schädel, der mich energetisch auflädt, mich in Euphorie versetzt und mir dann die ganze Energie raubt. Wie? Wieso? Keine Ahnung.
Da sehne ich mich dann zurück in meine Kindheit, wenn ich allein in meinem Zimmer saß, Malen nach Zahlen machte und dabei Benjamin Blümchen Kassetten hörte – Der übrigens auch immer tausend Ideen hat, meistens aber nur eine in dem jeweils passenden Moment und dann setzt er sie auch sofort um! Clever! Energetisch super! So stelle ich mir mein Leben vor.
Doch irgendwie bin ich weit davon entfernt.

Wenn ich dann meine Kinder um mich habe, mich auf sie konzentriere, etwas mit ihnen unternehme, spiele etc., dann müssen all meine 1000 Ideen warten. Und manchmal steigert sich über den Tag im Hintergrund wieder die Euphorie, denn „Wenn die Kinder dann schlafen und ich allein bin, dann mache ich das und das und das“, denke ich mit breitem Lächeln und Vorfreude.
„Jaha“, denkst du jetzt, „die hat’s raus!“ „Jaha“, sage ich dir, „habe ich NICHT!“ Denn wenn ich dann mit den Kindern im Bett liege, ihnen etwas vorlese und zwischen sie gekuschelt das Hörspiel höre, dann erhascht mich so eine kuschelig-warme Bettschwere. So ein Gefühl von Geborgenheit, Wohligkeit, Entspannung. Und dann kostet es mich einen Haufen Überwindung überhaupt noch einmal aufzustehen. Und wenn ich DANN aus dem Zimmer gehe und im nächsten Raum das Licht anmache, dann hasse ich mich bereits selbst 😉 Mein Körper ruft nach Schlaf und Entspannung – er war ja schon mittendrin – und selbst mein Hirn hat keinerlei Ambitionen mehr für tolle Ideen, geschweige denn deren Umsetzung. Bei mir kommt dann seit nun mehr über 6 Jahren hinzu, dass mein Kopf mir das auch noch einmal auf einer ganz anderen Ebene sehr deutlich klarmacht – meine Kopfhaut juckt. Und ich spreche nicht von einem „Oh, warte, mir juckt es grad am kleinen Zeh“, sondern ich spreche von einem unkontrollierbaren Gefühl, wie bei einem Mückenstich, bei dem du weißt, du sollst ihn nicht aufkratzen, der aber so sehr juckt, dass es dir – gelinde gesagt – scheißegal ist, ob und warum du den nicht aufkratzen solltest, weil es einfach ein Gefühl ist, dem du dich nur mit Kratzen erwehren kannst. Bis es so wehtut, dass du es nicht mehr anfassen magst.

Ich habe nach Deutungen geschaut, wofür so ein Kopfhautjucken körperlich und seelisch stehen kann, und Überraschung:
Die Haut ist ja unsere Grenze zwischen Innen und Außen. Juckreiz entsteht, wenn etwas „heraus will“. Wenn wir lange gefangen waren, nicht ausleben konnten, was wir in uns tragen, und wenn wir nun „ausbrechen“, es „aufbrechen“ wollen. Unser inneres Feuer bahnt sich einen Weg, reißt die Grenzen auf, damit wir endlich das tun, was uns wirklich berührt. Damit wir endlich das leben, was wir wirklich sind.
Es geht dabei aber auch um unsere Schattenseiten, die mit herauskommen können.
Wir wollen „aus der Haut fahren“ und haben gleichzeitig Angst davor. Die Neurodermitis ist oft ein Thema mit der Vergangenheit, meist ein Mutterthema – erlebte verletzende Grenzüberschreitungen sowie die Sehnsucht nach Zuwendung. Es braucht also das eigene Grenzen Setzen sowie die Zuwendung zu sich selbst.

Zudem nutzt unser Körper die Haut zur Entgiftung. Auf dem Kopf liegt es nahe, dass es hier vor allem um die Entgiftung von toxischen Gedanken geht. Also welche Glaubenssätze blockieren denn immer wieder alles? Warum können die Ideen keine Anwendung finden? Wovor haben wir Angst? Oder wovon lenken uns die Ideen vielleicht auch ab?

Und dann noch die Haare. Sie sind Antennen und verbinden uns mit unserer Vergangenheit. Wir raufen uns die Haare, weil wir diese vergangenen Erlebnisse und Glaubenssätze loslassen wollen, wir schneiden uns die Haare, um sie loszuwerden (die Haare UND die Glaubenssätze sowie Erlebnisse 😉)

Mein Fazit

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Ich wundere mich nicht! *haha* Und ich habe die möglichen organischen Ursachen auch im Blick. Ich habe meinen Darm entgiftet und aufgebaut, meine Leber und Galle unterstützt, und ich sage euch: Es sind Faktoren, die eine Rolle spielen, ja, aber eine eher nebensächliche. Denn auch mit Zucker- und Alkoholverzicht, mit ganz bewusster, achtsamer Ernährung allein erübrigt sich der Juckreiz NICHT. Es braucht etwas IN mir und DAS wiederum erübrigt dann auch oft insbesondere das Verlangen nach Süßem, was sich DANN wiederum positiv auswirkt. Aber der Ursprung liegt woanders. Es sind die seelischen Themen, die nach Beachtung schreien und geheilt werden wollen. Es ist die Zuwendung zu mir selbst, die endlich Raum möchte. Es sind Vergebung und Anerkennung, Loslassen und Dankbarkeit, die sich hier sozusagen die „Bahn brechen“ möchten.

Spannenderweise kam bei mir vor 4 Monaten ein weiterer Schrei dazu: Meine Atmungsorgane rebellieren, schwächeln, reagieren über. Also ihr seht, ich stecke mittendrin 😉 Nun darf ich geduldig sein, immer wieder hinschauen, hinfühlen, heilen. Irgendwie. Nach und nach.

Ein paar hilfreiche Schritte konnte ich schon finden und erproben.
Diese möchte ich hier noch mit euch teilen:

1. Prioritäten setzen: Das gelingt (mir) am besten so: EIN privates Ziel und EIN berufliches Ziel pro Tag notieren und darauf konzentrieren. Manchmal ist das Gefühl nach der Zielerreichung so großartig, dass du automatisch gleich noch drei weitere Dinge erledigst 😊

2. ANFANGEN: Ich bin Meister im Totdenken. Es hat sich gezeigt, dass es hilft, einfach anzufangen. Wenn du einmal im Tun bist, dann flutscht es meistens von selbst. (Dabei hilft es, wenn du dir (siehe Punkt 1) nur EIN Ziel gesetzt hast für den Tag.

3. Gedanken stoppen: Ich hasse es! Denn das Denken war sehr lange meine Überlebensstrategie. ABER: Wenn dein Kopf anfängt, dir 1000 Gründe zu nennen, warum du dies und das jetzt gerade NICHT tun kannst oder weshalb du vorher noch dies und das machen müsstest, dann sage ihm ganz klar und deutlich: STOPP! Jetzt nicht! Überlege dir maximal, wie du dich fühlst, wenn du jetzt nichts machst und wie du dich fühlst, wenn du jetzt einfach anfängst und (d)ein Ziel erreichst! Wo willst du hin?

4. Handy weglegen: Dein Handy lenkt dich nur ab und Ablenkung führt meistens eher zu Frust, zumindest langfristig, denn du gehst dein Problem damit nicht an, sondern du gehst ihm damit aus dem Weg. Auch wenn Letzteres verlockender ist, empfehle ich dir, die Ablenkung zu vermeiden und dich direkt hineinzustürzen in deine Gefühle.

5. Beobachten: Beobachte dich und deinen Körper bei verschiedenen Aktivitäten. Wie fühlst du dich? Was macht dein Körper? Welche Gedanken kommen? Vielleicht schaust du auch erst nach der Aktivität kurz zurück und fragst dich, was sich gut anfühlte und was nicht, oder was du als außenstehende Person vielleicht beobachtet hättest.

6. Dankbarkeit, Wertschätzung, Anerkennung: Du hast tausend Ideen, bist also super kreativ, d. h. dein Hirn ist flexibel, du bist offen für Neues, du schaust über den Tellerrand, siehst Dinge, die andere nicht sehen, erkennst vielleicht Zusammenhänge, denkst in neuen Dimensionen und eroberst für dich immer wieder neue Pfade. Kurzum: Du kannst kreieren und damit schöpfen, und das ist GROßARTIG! Übe dich in deiner Dankbarkeit dafür. Schätze dich selbst wert für das, was du bist und kannst und machst. Und schenke dir selbst einen Haufen Anerkennung dafür, dass du dir diese Fähigkeiten im Laufe deines Lebens angeeignet hast, anstatt zu versumpfen!

7. Liebe! Liebe dich selbst und lasse alle Bewertungen weg − insbesondere die negativen! Sage dir: „Ich bin echt dufte!“ Auch wenn dir dein Hirn sozusagen immer mal um die Ohren fliegt 😉

                                                                          

Und während ich das hier alles schreibe, entstehen in mir 1000 neue Ideen, z. B. für Texte, mit denen ich noch an anderen Blogparaden teilnehmen kann und will, zu den Themen Kreativität, Frisuren, Achtsamkeit, Stress, Dazugehören, Nichtwissen, mein Traumzuhause, oder was mich ausmacht … Und dann noch die vielen Ideen für neue Tabuthemen, z. B. das Thema „Überforderung und Depression. Die Krankheiten der schlauen Leute?“

Never ending story… To be continued…

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