Meinungsfreiheit und Mindfuck
Wieder einmal war es die liebe Generose Sehr, die mich mit einem Thema anstupste, weil sie in ihrem Newsletter von den Wahlergebnissen in Österreich schrieb, die sich sozusagen mit denen aus Thüringen und Sachsen decken. Die rechtspopulistischen Parteien gewinnen wohl nicht nur hier viel Anklang.
Was möchte ich dazu sagen?
Ich finde, wir sprechen zu oft von Meinungsfreiheit und haben doch meistens keine, weil wir schräg angeguckt werden oder selbst andere schräg anschauen, wenn wir etwas sagen oder sie etwas sagen, was „out of the box“ ist. Ich höre so viele Stimmen, die sich über die Wahlergebnisse beschweren und ich frage mich: Wer hat denn gewählt? Wenn scheinbar alle das Wahlergebnis blöd finden, wo sind dann die, die es herbeigeführt haben? Vielleicht bin ich mit denen nicht umgeben, das kann natürlich sein. Vielleicht äußern wir aber auch oft im Außen etwas, was wir in uns drin ganz anders sehen. Wieso gab es zu Coronazeiten so viele, die andere anzeigten? Weil sie die Vorgaben von „Oben“ so prima fanden? Weil sie gern ihre Atmung beschränkten mit Masken, die nachweislich nicht schützten oder sogar schädlich waren? Oder weil sie in Angst waren? Ihre Angst auf andere übertrugen? Und weil sie die ablehnten, die den Mut hatten, nicht einfach Aufdiktiertes auszuführen, sondern selbst mitzudenken und Selbstverantwortung zu übernehmen?
Wie viele hatten auch da über alles geschimpft, und wie viele hatten trotzdem alles mitgemacht?
Sind wir wirklich nicht in der Lage, für uns und unsere Gesundheit selbst zu sorgen?
Für mich fühlte sich dieses damalige Prozedere so an.
Ich weiß, ich lehne mich hier sehr weit aus dem Fenster und der eine oder andere wird mich in eine ganz bestimmte Ecke stellen, aber mal ehrlich: Ich brauche keine Verschwörungstheorie kreieren, wenn ich mir einfach die Tatsachen anschaue. Wie viele Menschen haben ihre Existenzen verloren, ihre Jobs oder sogar ihre Familien? War es das wert? Ich finde nicht!
Ich bin Biologin und so sehr ich auch selbst mit dem Tod hadere, so sehr bin ich doch auch ein totaler Verfechter der Evolutionsbiologie. Wir kreieren uns doch unsere Ausrottungsgründe selbst. Wir produzieren z. B. alles aus Plastik, um irgendwann festzustellen, dass wir zu viel Plastik haben und nicht wissen, wie wir alles entsorgen sollen. Wer hätte das gedacht?! Wir hören aber nicht auf, Plastik zu produzieren, nein! Denn es gibt ja immer noch genügend Kontinente, auf denen wir den Müll abladen können, und immerhin leben manche Völker ja auch sozusagen von den Müllhalden – sie hätten ja nichts mehr zum Durchwühlen, wenn wir weniger Müll produzieren und bei uns selbst entsorgen würden. Und was interessiert uns schon, was mal in 100 Jahren ist?! Oder?
Die meisten von uns nehmen Dinge von „Oben“ einfach hin, ohne mal nachzufragen, selbst nachzudenken, es zu hinterfragen, oder es auch einfach NICHT zu machen, weil sie spüren, dass es nicht richtig sein kann. Es ist fast so als wären wir Marionetten, und ein Bekannter sagte sogar mal zu mir und meinem Mann, es hieße ja nicht ohne Grund „PERSONALausweis“, weil wir sozusagen das Personal des Staates sind. Das hat mich damals total schockiert, dass ein junger Mensch (also in meinem Alter *haha*) das so sieht. Gleichzeitig war ich wieder einmal fasziniert, weil es uns doch das Leben viel leichter macht, wenn wir uns als Diener von etwas sehen, der einfach das ausführt, was ihm aufgetragen wird. Ob das nun der Staat sein sollte.. hm.. oder eine Gottheit… hm.. Dafür bin ich vermutlich zu antimilitärisch und zu atheistisch aufgewachsen, oder aber ich wusste schon immer, dass mein Glaube der Liebe gilt und ich IHR dienen möchte, und keinem Konstrukt der Macht und Kontrolle. Dass ich damit trotzdem kämpfe, auch wenn (oder gerade weil) die Liebe das Reinste dieser Welt ist, steht außer Frage. Das liegt an den wunderbaren Glaubenssätzen, die ich auf meinem Lebensweg entwickelt habe, über die Liebe, die Menschen, das Leben, mich. Und damit habe ich mich völlig entfernt von dem, was die Liebe wirklich ist. Demzufolge ist es wohl auch gewollt, dass ich mich immer wieder in herausfordernde Beziehungen stürz(t)e und Menschen anziehe, die da auch so ein Thema haben.
Und da kommen wir wieder zur Meinungsfreiheit. Was ist, wenn ich jetzt sage, dass die Liebe wehtut? Dass unsere romantische Vorstellung eine Illusion ist, weil das Leben nicht nur Sonnenschein ist. Wie viele Weisheiten gibt es dazu, dass es den Regen braucht, damit wir die Sonne wertschätzen und genießen? Ist es mit der Liebe nicht genauso? Braucht es da nicht auch mal den Knall, damit das Feuer wieder entfacht werden kann? Liebe ist so machtvoll. Liebe heißt, Mut zur Wahrheit, und die Wahrheit ist nicht immer schön. Die Wahrheit tut oft weh. Aber was ist uns lieber: Ein ehrlicher Wutausbruch oder eine geheucheltes Nebeneinander?
Manchmal heisst Liebe auch, loszulassen. Und ich behaupte, dass das in Liebe Loslassen das wohl Schönste und Schrecklichste zugleich ist. Und nein, es heißt nicht, aufzugeben. Im Gegenteil. Es heißt, dranbleiben und hinfühlen. Immer wieder. Die Wut, die Enttäuschung, die Verletzungen, die Trauer, die Eifersucht, den Neid, und wie sie alle heißen.. Macht, Kontrolle, Habgier. Alles, was wir im Außen erleben, das alles in uns selbst zu fühlen und ehrlich damit zu sein. Es annehmen als Teil unserer Menschlichkeit und es dann wieder loszulassen. In Liebe. Weil es dazugehört.
Ein kleines Beispiel:
Ich selbst beschenke andere für mein Leben gern. UND ich möchte auch gern beschenkt WERDEN. Sehr gern sogar. Ich versuche oft, noch mehr rauszuholen und werde gierig. Ich ärgere mich, wenn ich etwas vergeude, etwas unter Wert verkaufe oder irgendwo zuviel bezahle. Letztens im Thermalbad der Klassiker: Voll in meiner Kraft dachte ich, ich nehme ein Tagesticket, damit wir entspannt sind, keinen Zeitdruck haben etc.
Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich immer wieder in meinem Kopf rechnete, ob es sich wirklich gelohnt hatte. Wie viele Stunden wir bleiben müssten und ob wir das überhaupt schaffen. Ob die Kassiererin mir nicht hätte sagen müssen, dass es sich gar nicht mehr lohnt, um diese Uhrzeit ein Tagesticket zu kaufen etc. Ich fühlte mich irgendwann selbst betrogen. War ich so dumm? Mindfuck und Gedankenkarussell vom Feinsten.
Wie schaue ich dann in Liebe auf mich selbst?
Ich habe irgendwann gelacht. Über mich selbst. Ich habe mich nicht ausgelacht, sondern ich habe über meine Verhaltensmuster gelacht. Über meine Gier, meinen Optimierungswahn und meinen Perfektionismus, und wie mir das alles oft ganz viel Energie raubt. Warum? Weil es in mir drin ein vermutlich sehr altes Generationsthema des Überlebens, ja, der Angst um das nackte Überleben gibt. Und das manifestiert sich eben noch viele, viele Jahre später über z. B. solche tollen Verhaltensweisen und Gedankenschleifen. Und wenn ich das weiß und fühle, es annehme als Teil von mir, dann kann ich es irgendwann liebevoll loslassen. Es durfte dann seinen Raum haben, und dann darf es gehen.
Das mit den Optimierungen und Gedankenschleifen habe ich übrigens auch lange beim Tanken so praktiziert. Bis ich mich inzwischen lächelnd damit arrangiert habe, dass ich immer genau dann tanke, wenn es DANACH günstiger wird *haha* Warum? Weil ich immer auf den optimalen Preis warten wollte. Aber gibt es den?
All diese Facetten tragen wir in uns und jeder darf den Mut haben, sie zu zeigen. Alles andere ist eine Lüge. Und so ist es auch für mich unstimmig (um den Bogen mal wieder zum Anfang zu schlagen 😉), dass wir eine Regierung an der Macht haben, die keiner will. Wer hat sie denn gewählt?
Und hat nicht JEDE Partei ein paar gute und ein paar weniger gute Programmpunkte? Wen können wir denn überhaupt wählen? Was ist denn mit den Volksentscheiden geworden? Wählen die Menschen nicht einfach die Menschen, die am meisten auf ihre Sorgen eingehen? Und ich meine mal, dass das nicht unbedingt das KiTa- oder Schulessen ist. Zumal auch hier gar keine eigene Meinung mehr gefragt ist, weil wir zwar inzwischen hundert Ernährungsweisen kennen, aber unsere Kinder in vielen Einrichtungen trotzdem Convenience-Essen bekommen, oder andere Sachen, die auf verschiedenen Ebenen verschiedene Dinge beeinflussen (können).
Wir leben in einer Welt der Möglichkeiten. Wir können alles machen oder nichts, alles werden oder nichts, alles essen oder alles nicht essen. Wir können heiraten und uns einfach wieder scheiden lassen. Wir können Kinder in die Welt setzen und sie einfach abgeben. Wir können um die Welt reisen und jederzeit überall hin, oder wir können zu Hause bleiben. Wir können quasi ALLES und doch (oder gerade deswegen!?) weiß gefühlt keiner mehr, was er wirklich braucht, kann und will. In der Schnelllebigkeit dieser Welt verlieren wir unsere Werte aus den Augen, verlieren den Sinn für die Liebe, den Mut und die Kraft, dafür zu kämpfen. Dabei geht es nicht darum, uns für jemanden aufzuopfern, sondern es geht darum, den anderen mit seinem Paket so zu sehen, wie wir selbst auch mit unserem Paket gesehen werden wollen. Es geht um Einsatz und Hingabe, Mut und Hinwendung.
Nur in der Stille werden wir wieder aufmerksam. Fühlen wir wieder. Lieben wir wieder. Weil jeder Widerstand uns nur Schwere verschafft, und wir das wissen! Doch unser Alltag beherbergt viele widerstandsreiche Situationen. Meiner zumindest. Und ich suche weiter meinen Weg. Meinen ganz eigenen Weg. Meinen ganz eigenen Weg der Liebe. Der Liebe zum Leben.
Ahe!
Ich weiß nicht, warum mitten im Text plötzlich die Schriftgröße wechselt (die Schriftart habe ich bereits angepasst), aber ich lasse den Perfektionisten mal wieder ruhen, und lasse es einfach so stehen.