Tabuthemen

Heute sprechen wir Tacheles

Die liebe Generose hat für uns alle den TABU-TALK in die Blogparaden-Trommel geworfen und damit bei mir meinen inneren Rebellen angestachelt. Bei mir purzeln gerade die Tabuthemen nur so aus dem Hirn 😉 

Ihre Blogparade findet ihr hier: TABU-TALK: Über dieses Tabu möchte ich endlich offen reden und ich beglücke euch nun hier mit meinem ersten Tabu-Thema 😊

GIF von GIFER

Brüste. Ja, ihr habt richtig gesehen und gelesen. Heute geht es um diese zwei heißbegehrten, vielseitig in der Öffentlichkeit gezeigten und im alltäglichen Leben immer wieder betont-hervorgehobenen Exemplare, die wir alle unser Leben lang mit uns herumtragen 😉 Wobei ich mich auf die weiblichen beschränken werde, da sich das Tabuthema eher hier verankert. Allerdings sah ich letztens einen Ausschnitt eines Programmes von Jürgen von der Lippe, in welchem er ebenfalls über Brüste sprach – über die männlichen − und davon, wie unnütz sie doch seien. Vielleicht liegt da ein weiteres Tabuthema verborgen😉

Zurück zu den weiblichen Brüsten.

Welche Namen kennt ihr für sie? Vermutlich fällt jedem ein anderer Begriff ein.
Möpse, Brüste, Titten, Busen, Vorbau, Euter …

Seit ich mich an diese beiden Gebilde an meiner Körpervorderseite erinnern kann, erinnere ich mich an eine, die stets mehr sein wollte als die andere. Von vielen Menschen habe ich immer wieder gehört, das ist normal und bei jeder Frau so.

Aber WARUM? Und ist das WIRKLICH so?

Glaubt mir, ich schaue JEDER Frau auf die Brüste und checke ab, ob das stimmt, was man mir immer wieder erzählt(e). Ich sage NEIN! ABER ich frage euch: Wie gut tarnt ihr das vielleicht? Wieviel Mühe gebt ihr euch, liebe Frauen, die ihr betroffen seid, um die Ungleichheit irgendwie auszugleichen? Mich jedenfalls plagt sie manchmal sehr. Warum?

Nun ja, einerseits habe ich von Haus aus ein nahezu zwanghaftes Symmetrieverlangen 😉 Und dann am eigenen Körper diese Asymmetrie zu (er)tragen, bedeutet für mich oft eine echte Herausforderung. Andererseits gibt es da dieses Schönheitsideal. Und mal ganz ehrlich: Wie viele bekannte Frauen kennst du, die ungleichgroße Brüste haben? Ich kenne genau KEINE! Und wenn ich mich umsehe, dann begegnet mir auch im normalen Leben K(aum)EINE. Also, liebe Frauen (und Männer): Werde ich regelmäßig belogen oder wie viel Kraft verwendet ihr darauf, es zu verbergen?

Und dann gibt es noch diese Herausforderungen, die weniger mit dem Erscheinungsbild zu tun haben als vielmehr mit den Problemen, die einfach unvermeidbar dazugehören:

– Kein BH passt wirklich, denn entweder hüpft eine Brust drüber oder die andere hat noch Platz für eine zweite, oder zumindest eine zweite Halbe, oder halbe Zweite 😉

– Neckholder ist unmöglich, weil du immer Schlagseite hast und das einfach unmöglich aussieht und sich auch unangenehm anfühlt.

– Quergestreift wird aussortiert oder du bist ständig am Herumzuppeln an dir, damit du die Streifen irgendwie so ziehen kannst, dass keinem auffällt, dass sie auf der einen Seite irgendwie auf einer anderen Höhe sitzen als auf der anderen.

– Dabei habe ich dieses eine tolle Shirt mit Streifen, das mich gut kleidet… An Tagen, an denen ich gut bei mir bin, mein Selbstwert gestärkt und meine Lebenslust groß ist, ziehe ich es an, rücke es zurecht und dann ziehe ich los damit 😊

– Da die größere Brust mehr Drüsengewebe hat, ist natürlich auch genau SIE diejenige, die bei den zyklischen Hormonbewegungen anschwillt, wehtut und noch lästiger erscheint als sowieso schon

– Lieber Gyn, nein, nach dem Abstillen hat sich leider rein gar nichts verändert! Außer dass ich jetzt keine kindskopfgroßen Bälle mehr vor mir hertrage, sondern zumindest wieder meinen Bauch sehen kann (und zwar nicht, weil DER immer größer wird 😉). Aber wenn ich an mir herunterschaue, dann ist die eine eben immer wieder auf ganz anderer Höhe als die andere. Glücklicherweise schaue ja meistens nur ich selbst von oben an mir herunter, ABER wenn ich beim Yoga im Vierfüßerstand bin, dann ist definitiv spätestens auch da für mein Gegenüber mehr als offensichtlich, dass eine Seite weiter nach unten fällt als die andere 😉Eine OP hatte mir der Gyn vorgeschlagen. Freiwillig? Nein! Auf keinen Fall! Ich war in meinem ganzen Leben bisher nur zwei Mal im Krankenhaus – ein Mal ambulant zur Konisation und ein Mal vier Tage während meiner zweiten Schwangerschaft – also natürlich beide Male gleich für die intimsten Offenbarungen überhaupt, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Ich zeigte mich also immer „untenherum“. Und nun soll ich freiwillig „obenherum“ blankziehen und mir was wegschnippeln lassen, was mein Körper mir natürlicherweise (aus welchen mir unverständlichen Gründen auch immer) kreiert hat? Bisher gab es keine negativen Befunde, keine Gründe für eine OP – Zum Glück!! Außer dass mich schon ein Osteopath darauf ansprach, dass der Unterschied schon sehr groß sei (Danke für die Erinnerung!). Was mich zum letzten Punkt führt…

– Der Rücken, die Schultern, der Oberkörper befinden sich einfach im Ungleichgewicht und alles verzieht sich. Wer sich hier ein bisschen auskennt, weiß, dass wir (körperliche) Ungleichheiten immer irgendwie ausgleichen, nach oben oder nach unten… also nach oben werden es dann Verschiebungen und Probleme im Schulterbereich, im Nackenbereich, im Kiefer… und nach unten werden es dann die Wehwehchen im Rücken, insbesondere im unteren Rücken, in der Hüfte… Was mit wem zusammenhängt und wer oder was zuerst da war, keine Ahnung, aber alles hängt mit allem zusammen und so eine „Schieflage“ ist einfach doof!

Also ihr Lieben, freiwillig unter’s Messer ist für mich dennoch keine Option, manchmal empfinde ich es aber schon als Leidensdruck. Bei mir war auch in der Stillzeit die große Brust die, die mehr Milch produzierte und dadurch NOCH GRÖßER war. Ich fand es fürchterlich! Meine schlaue, einfühlsame erste Hebamme bei meiner Tochter meinte irgendwann auch zu mir, ich solle diese Riesenbrüste nicht so hängen lassen und einen BH anziehen, was ich dann auch tat. Danke für die höllische Erfahrung meines ersten Milchstaus!

Für die, die nicht wissen, was das ist und bedeutet, eine kurze, nette Erklärung 😉

Bei einem Milchstau möchtest du gern sterben. Also ICH wollte gern sterben.
Bei mir begann er mit Schüttelfrost. Ich dachte, ich würde krank. Aber Fehlanzeige. Die Milch staute sich ob der Einengung durch den BH in den Milchdrüsen und -gängen und die Brust tat einfach nur höllisch weg. Neben Schüttelfrost, Berührungsempfindlichkeit und Schmerzen war das aber nicht alles. Denn bei einem Milchstau hast du das Glück, dass nur das natürliche Saugen deines Babys dir am besten und wirkungsvollsten hilft, um den Stau wieder in den Fluss zu bringen sozusagen. Bestenfalls streichst du dann beim Saugen deines Babys noch deine Brust zusätzlich etwas aus – also NOCH MEHR Berührung, die du gerade verteufelst, und diesmal von dir selbst! Du liegst da also mit Schüttelfrost, eingemummelt in eine Decke mit Wärmflasche und willst von nichts und niemandem IRGENDWO berührt werden, und darfst dir dann aber so oft wie irgendwie möglich dein Baby an die Brust legen, damit es die Milch wieder in den Fluss bringt, während du es einfach nur anschreien, wegstoßen und nie wieder sehen willst. Das ist ungefähr so, wie die ersten Tage nach Milcheinschuss, wenn deine Brustwarzen wund sind und du trotzdem dein Baby immer wieder anlegst, weil ihr euch ja gegenseitig braucht und Stillen ja das Beste für’s Baby ist und was ist schon so eine blutige Brustwarze im Vergleich zum Hunger des Babys? (Ist das vielleicht auch ein Tabuthema?)
Ich habe geweint. Jedes Mal. Ich fand die Schmerzen bei der Geburt fürchterlich, aber so ein Milchstau ist auch nicht besser, und wunde Brustwarzen sind es auch nicht! Gott sei dank vergisst unser Körper solche Empfindungen, sodass ich mich heute „nur“ noch daran erinnere, wie schlimm ich es empfand, aber zum Glück kann ich den Schmerz nicht mehr nachfühlen.

Aber gut, ich bin abgeschwiffen 😉

Jedenfalls haben weder Stillzeit noch Milchstau meine Asymmetrie behoben oder ausgeglichen😉

Es ist wie es ist mit den ungleichen Brüsten und ich möchte euch, die ihr ebenfalls betroffen seid, sagen: Ihr seid nicht allein! Vielleicht bin nur ich allein *ahaha* Denn scheinbar gibt es ja niemanden, oder ihr versteckt euch alle! Traut euch heraus. Zieht Streifenshirts an, oder schenkt sie denen, die kein Asymmetrieproblem haben 😉

Letztes Jahr begegnete mir ein Workshop zum Thema Brüste. Leider konnte ich daran nicht teilnehmen, aber die Idee fand ich mega cool! Da ging es nämlich um all die unterschiedlichen Ausführungen unserer Vorbäue – oder wie ist die Mehrzahl? 😉

Also beim nächsten Mal, wenn du einer Frau begegnest, schau mal genauer hin oder frag‘ mal. Vielleicht hat sie ein anderes (asymmetrisches) Problem, oder eben auch nicht Problem, weil sie mit sich und ihrem Körper im Reinen ist und weil sie schon viele Frauen betrachtet hat, und weiß, dass diese Symmetrie eine Seltenheit ist?! Wer weiß! Ich weiß es nicht.

Es klingt gemein, aber ich bin ehrlich: Ich habe schon viele Ausführungen unserer Vorbäue gesehen und ich schaue gern hin – bei anderen 😉 Und ich freue mich jedes Mal, wenn ich eine Frau entdecke, der es geht wie mir. Ich bin gemein? Kann sein. Aber alle, die mir sagen, es sei normal und mir dann eine OP anbieten, sind auch gemein. Und alle, die Pushup-BHs erfinden und herstellen, sind auch gemein. Und vor allem sind die gemein, die ausschließlich symmetrische BHs herstellen *haha* Marktlücke entdeckt!

Ich hoffe, ihr könnt es auch mit Humor sehen, lesen und leben, denn ein bisschen Spaß muss sein − auch bei Tabuthemen 😊

Vielleicht sollten wir unsere Feier-Tage um einen Streifenshirt-Feier-Tag ergänzen, und dabei dann nicht Farbe, sondern Streifen bekennen 😉

Auf die Brüste, fertig, los!

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